Die Begegnung mit der Parapsychologie, die heute an den Universitäten gelehrt wird, ist durch mannigfaltige Barrieren aus unterschiedlichen Bereichen erschwert, um nicht zu sagen blockiert. Aus diesem bunten Knäuel der Einwände und der Vorurteile seien nur drei besonders bedeutsame Hemmschwellen genannt.

Parapsychologie und christlicher Glaube
Eine erste Barriere könnte durch (einen falsch akzentuierten) christlichen Glauben aufgerichtet sein, durch die Behauptung nämlich, die Parapsychologie versuche die Pläne und Wunder des göttlichen Eingreifens im Geschehen des Universums rein natürlich zu erklären. Es werde das Wirken Gottes in seiner Schöpfung wie auch die Gesprächsmöglichkeit Gottes mit den Menschen entzaubert und einem radikalen Säkularisierungsprozess unterworfen.
Es kann durchaus gesagt werden, im atheistischen Weltkonzept wie auch im
Konzept des Deismus, nachdem sich der Schöpfergott nach dem Kraftakt der
Schöpfung endgültig ins himmlische Austragstübchen zurückgezogen habe, tue sich ein Freiraum aus, in dem unerklärliche Phänomene nicht mehr auf Gott zurückgeführt, sondern durch die Parapsychologie innerweltlich gedeutet werden. Mit aller Deutlichkeit sei aber festgehalten: Die Parapsychologie versteh sich nicht als Konkurrentin, schon gar nicht als Antipodin des christlichen Glaubens. Sie weiß ebenso um ihre Methode wie um ihren Forschungsbereich. Sie versucht lediglich innerweltliche Phänomene aufzuschlüsseln, die in der Schöpfungswirklichkeit mitgegeben sind und die als Mitteilungs- und Wirkungsschienen auch der allmächtige
und dialogfähige Gott verwenden kann.

Parapsychologie und kausal-machanistisches Weltbild
Eine zweite Barriere gegen eine unvoreingenommene Begegnung mit der Parapsychologie könnte durch die Annahme gegeben sein, dass sich in ihr die Abwehr des kausal-machanistischen Weltbildes artikuliere und ein unverkennbarer Irrationalismus vertreten werde. Ohne Zweifel gibt es gerade im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine wachsende heimlich-unheimliche Unruhe, ob das im neuen zeitlichen Europa aufgestellte Modell der Weltdeutung und Weltbeherrschung wirklich richtig ist. Neben den bestaunenswerten Erfolgen der europäischen Naturwissenschaften kann die
Produktion von gähnender Leere und die Zerstörung der Umwelt nicht länger
verschwiegen werden. Europäisches Denken scheint an die argumentative Rationalität gefesselt wie Prometheus an seinen Felsen und damit ein unentrinnbares abendländisches Schicksal zu sein. Der Mensch, das ganze Universum geht in der Physik, in der Chemie, in der überschäumend optimistischen Wissenschaftsgläubigkeit nicht auf. Immer lauter und immer hartnäckiger stellt sich die Frage, ob es jenseits aller Testierungen in den wissenschaftlichen Labors und weit über das Reagenzglas und die Milligrammwaage hinaus „Wirklichkeiten“ gibt, die "wirklicher", entscheidender und zukunftsträchtiger sind, als jene Realitäten und Wirklichkeitsklötzchen, die chemisch-physikalisch getestet werden.

Parapsychologie und Bewusstseinserweiterung im Wassermann-Zeitalter
Eine dritte Hemmschwelle gegen eine positive Begegnung mit der Parapsychologie könnte durch die heute überschäumende New-Age-Bewegung und ihre kritische Abwehr entstehen. In unzähligen Veröffentlichungen wird heute das Ende des Zeitalters der Fische verkündet und für das Jahr 2000 der Beginn des Wassermann-Zeitalters proklamiert. Im Wassermann-Zeitalter werde die ganze Erde in ein höheres Schwingungsfeld geraten und eine kollektive Bewusstseinserweiterung möglich werden.
Nicht wenige Menschen reagieren angesichts solch kühner Prophezeiungen überaus skeptisch. Sie warnen vor utopischem Denken. Sie plädieren für die Nüchternheit und Wachsamkeit des Denkens. Dass dabei auch die Parapsychologie in ein negatives Licht geraten kann, wäre durchaus verständlich, ist jedoch ungerecht.