Parapsychologie und christlicher
Glaube
Eine erste Barriere könnte durch (einen falsch akzentuierten) christlichen
Glauben aufgerichtet sein, durch die Behauptung nämlich, die Parapsychologie
versuche die Pläne und Wunder des göttlichen Eingreifens im Geschehen
des Universums rein natürlich zu erklären. Es werde das Wirken Gottes
in seiner Schöpfung wie auch die Gesprächsmöglichkeit Gottes
mit den Menschen entzaubert und einem radikalen Säkularisierungsprozess
unterworfen.
Es kann durchaus gesagt werden, im atheistischen Weltkonzept wie auch im
Konzept des Deismus, nachdem sich der Schöpfergott nach dem Kraftakt der
Schöpfung endgültig ins himmlische Austragstübchen zurückgezogen
habe, tue sich ein Freiraum aus, in dem unerklärliche Phänomene nicht
mehr auf Gott zurückgeführt, sondern durch die Parapsychologie innerweltlich
gedeutet werden. Mit aller Deutlichkeit sei aber festgehalten: Die Parapsychologie
versteh sich nicht als Konkurrentin, schon gar nicht als Antipodin des christlichen
Glaubens. Sie weiß ebenso um ihre Methode wie um ihren Forschungsbereich.
Sie versucht lediglich innerweltliche Phänomene aufzuschlüsseln, die
in der Schöpfungswirklichkeit mitgegeben sind und die als Mitteilungs-
und Wirkungsschienen auch der allmächtige
und dialogfähige Gott verwenden kann.
Parapsychologie und kausal-machanistisches
Weltbild
Eine zweite Barriere gegen eine unvoreingenommene Begegnung mit der Parapsychologie
könnte durch die Annahme gegeben sein, dass sich in ihr die Abwehr des
kausal-machanistischen Weltbildes artikuliere und ein unverkennbarer Irrationalismus
vertreten werde. Ohne Zweifel gibt es gerade im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
eine wachsende heimlich-unheimliche Unruhe, ob das im neuen zeitlichen Europa
aufgestellte Modell der Weltdeutung und Weltbeherrschung wirklich richtig ist.
Neben den bestaunenswerten Erfolgen der europäischen Naturwissenschaften
kann die
Produktion von gähnender Leere und die Zerstörung der Umwelt nicht
länger
verschwiegen werden. Europäisches Denken scheint an die argumentative Rationalität
gefesselt wie Prometheus an seinen Felsen und damit ein unentrinnbares abendländisches
Schicksal zu sein. Der Mensch, das ganze Universum geht in der Physik, in der
Chemie, in der überschäumend optimistischen Wissenschaftsgläubigkeit
nicht auf. Immer lauter und immer hartnäckiger stellt sich die Frage, ob
es jenseits aller Testierungen in den wissenschaftlichen Labors und weit über
das Reagenzglas und die Milligrammwaage hinaus Wirklichkeiten gibt,
die "wirklicher", entscheidender und zukunftsträchtiger sind,
als jene Realitäten und Wirklichkeitsklötzchen, die chemisch-physikalisch
getestet werden.
Parapsychologie und Bewusstseinserweiterung
im Wassermann-Zeitalter
Eine dritte Hemmschwelle gegen eine positive Begegnung mit der Parapsychologie
könnte durch die heute überschäumende New-Age-Bewegung und ihre
kritische Abwehr entstehen. In unzähligen Veröffentlichungen wird
heute das Ende des Zeitalters der Fische verkündet und für das Jahr
2000 der Beginn des Wassermann-Zeitalters proklamiert. Im Wassermann-Zeitalter
werde die ganze Erde in ein höheres Schwingungsfeld geraten und eine kollektive
Bewusstseinserweiterung möglich werden.
Nicht wenige Menschen reagieren angesichts solch kühner Prophezeiungen
überaus skeptisch. Sie warnen vor utopischem Denken. Sie plädieren
für die Nüchternheit und Wachsamkeit des Denkens. Dass dabei auch
die Parapsychologie in ein negatives Licht geraten kann, wäre durchaus
verständlich, ist jedoch ungerecht.